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Aktive und passive Compliance-Strategien

Die Analyse des Compliance-Risikos ist kein Selbstzweck. Nach ISO 19600 ist sie die Grundlage für Planung und Umsetzung angemessener Maßnahmen.

Beispiel: Erfüllung der Meldepflicht durch Autohaus

Besonders wichtig sind hier die Risikotreiber. Das sind die für das Compliance-Risiko relevantesten Einflussfaktoren. Nehmen wir als Beispielsfall ein Autohaus, für das wir das Compliance-Risiko hinsichtlich der Erfüllung der Meldepflicht nach § 43 GwG untersuchten. Risikotreiber sind hier

  • die Wirtschaft,
  • die Produkte und Dienstleistungen,
  • das Geschäftsfeld,
  • das Personal,
  • die Technik und
  • die Organisation.

Aktive Compliance-Strategien

Das Verständnis der Risikotreiber erlaubt es uns Maßnahmen abzuleiten, die über die Implementierung der üblichen Compliance-Programme hinaus gehen: Es ermöglicht aktive Strategien.

Die Maßnahmen in herkömmlichen Compliance-Programmen (z.B. die Sicherungsmaßnahmen im GwG) sind passive Strategien. Sie zielen darauf ab, den Risikofall (also dass ein Geldwäscher versucht, das Unternehmen für seine Zwecke zu mißbrauchen) beherrschbar zu machen.

Aktive Strategien setzen dagegen unmittelbar bei den Risikotreibern an und reduzieren die Eintrittswahrscheinlichkeit oder die Risikobedeutung. Was damit gemeint ist, wird deutlicher, wenn man sich die Risikotreiber ansieht und sich dabei die Frage stellt, inwieweit sie durch das Autohaus in unserem Beispielsfall beeinflusst werden können.

Gefährdung

Externe Einflussfaktoren, z.B. wie die Tatsache, dass zwischen 3 bis 6% Schwarzgeld im Umlauf sind, kann das Unternehmen überhaupt nicht beeinflussen. Das gilt auch für die Methoden, Techniken und Netzwerke der organisierten Kriminalität und der Terroristen. Das heißt: Die Bedrohungslage ist da! Man muss sie als gegeben hinnehmen.

Vor allem muss man sie aber verstehen. Denn wie jedes Unternehmen entscheidet auch unser Autohaus darüber, in welchen Märkten es mit welchen Produkten und Dienstleistungen auftritt. Autohandel ist wesentlich anfälliger für Geldwäsche, als für Terrorismusfinanzierung. Luxusautos umso mehr. Jeh teurer ein Auto ist, desto mehr Geld kann damit gewaschen werden. Nach der nationalen Risikoanalyse ist das primäre Mittel der Geldwäsche in Deutschland Bargeld.

Verwundbarkeit

Ein Autohändler im Premium-Segment, der Barzahlung akzeptiert oder ein Gebrauchtwagenhändler, der Bargeld auszahlt ist für Geldwäscher hoch attraktiv und damit verwundbar.

Das ist der Ansatzpunkt für die aktiven Risikostrategien: Unternehmen reduzieren ihr Risikoprofil, indem sie ihre Verwundbarkeit für Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung durch Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsfelder reduzieren.

Im Beipsielsfall könnte das Autohaus z.B. eine Bargeldsperre bei Beträgen ab 10 TEUR einführen. D.h. weder Ein- noch Auszahlungen von Bargeld größer- / gleich 10 TEUR. Das verhindert die Geldwäsche zwar nicht, aber es macht das Autohaus unattraktiver für die organisierte Kriminalität.

Passive Strategien

Passive Strategien zur Reduzierung des Geldwäsche-Risikos verbessern die Beherrschbarkeit. Hier geht es darum, Indizien für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu erkennen und richtig zu reagieren. Man muss die Mitarbeiter auf die in der Risikoanalyse erkannten Risiko-Szenarien schulen, man muss sich mit der Meldetechnik vertraut machen und sie professionell benutzen und man muss die Abläufe im Fall des Falles organisieren. Es muss klar sein: Wer informiert wen über was! Und wer setzt die Meldung ab.

Vor allem die Mitarbeiterschulung um Geldwäschegesetz wird als Nebeneffekt auch die Risiken der Terrorismusfinanzierung und der Nicht-Meldung des wirtschaftlich Berechtigten reduzieren. Denn die ergriffenen Maßnahmen führen dazu, dass im Fall eines Verstoßes eher von einem unvermeidbaren Einzelfall ausgegangen wird.

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